Totale Brutentnahme
Das Verfahren der Totalen Brutentnahme (TBE) bietet sich kurz nach Trachtende an und stellt eine material- und arbeitsintensive aber vergleichsweise bienenschonende Methode zur Varroabehandlung und Bauerneuerung dar.
Dabei werden Bienen und Brut komplett getrennt und die Bienen samt Königin auf neuen Mittelwänden einlogiert. Sie werden gefüttert und binnen fünf Tagen mit Milchsäure (zwei Mal) oder - noch besser - 1x mit Oxalsäurelösung (3%, wässerig, als Präparat erhältlich) besprüht. Dies tötet die aufsitzenden Milben, die sich dann noch nicht in der Brut verstecken können. Die Butwaben werden in einer Beute gesammelt, die Honigräume und deren aufsitzenden Bienen bilden das Pflegepersonal.
Nach etwas drei Wochen ist die Brut geschlüpft und noch ehe die neue Königin stiftet werden die Bienen auf neuen Mittelwände oder als Kunstschwarm abgefegt und ebenfalls behandelt. So werden alle Volksbestandteile entmilbt und können auf neuen Waben in den Winter gehen. Die brutfreien Altwaben können bei Bedarf leergeschleudert und eingeschmolzen werden.
Diese beiden Völker sollen der totalen Brutentnahme unterzogen werden. Die Honigräume sind noch drauf, der Honig reif und verdeckelt. Die Tracht ist vorbei; es herrscht Räubereistimmung. So muss zügig und sauber gearbeitet werden; günstig ist ein darauffolgender Regentag damit sich der Sammelbrutableger organsieren und sich vor Räuberei schützen kann. | |
Zunächst werden beide Völker mit Rauch über das Flugloch veranlasst, Futter aufzunehmen. | |
Die Honigräume beider Völker werden inklusive der aufsitzenden Bienen zwischen den Deckeln der beiden Völker bienendicht gelagert. | |
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Die Absperrgitter werden entfernt; die Völker werden von oben mit Rauch bearbeitet damit sie weiter Futter aufnehmen. |
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Alle Brutwaben werden entnommen. |
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Anstelle der Brutwaben werden Mittelwände gegeben. Das Schied wird wieder herangerückt. Je nach Volksstärke können 6 bis 8 Rähmchen (bei DN 1,5) erforderlich sein; am Ende sollten die Bienen komplett Platz auf den Rähmchen finden damit sie zur Sprühbehandlung auch flächig sitzen. Alternative: Wer die Oxalsäure-Behandlung hinauszögern will kann eine "Fangwabe" aus junger, offener (!) Brut zwischen die Mittelwände hängen. Diese kann entnommen werden wenn sie verdeckelt ist - sie wird viele der Milben anlocken, die dann nicht mit der Oxalsäure herunteputzt werden müssen. |
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Jede Wabe wird abgefegt. Da der Sammelbrutableger in diesem Fall alle Honigräume der beiden Völker bekommt, können die Waben vollständig abgefegt werden - die Honigräume bringen genug Personal zur Brutpflege in den Sammelbrutableger. |
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Die Königin (Zeichnung ist von Vorteil!) wird mit dem Clipkäfig händisch auf die neuen Mittelwände überführt. |
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Sie klettert oft nicht direkt in die Gassen, sondern eher zwischen Beutenwand und Rähmchen da die Mittelwände noch unattraktiv sind. Das sollte man auch abwarten damit die Königin nicht zu Schaden kommt oder gar über die Falz nach außen krabbelt! Alternative: Setzt man die Königin nun auf eine ausgebaute, leere Altwabe, die beidseitig mit einem Absperrgitter verschlossen ist, so kann die Königin nur dort stiften. Eine solche "Bannwabe" lockt dann noch die verbleibenden Milben aus dem Volk. Alle 7 Tage wird diese Bannwabe (dann verdeckelt) entnommen und vernichtet oder einem noch zu entmilbenden Volk zugegeben. Auf diese Weise wäre es z.B. möglich, die Honigräume auf dem Volk zu belassen und auf die Oxalsäurebehandlung zu verzichten. |
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Das so von allen Vorräten beraubte Volk muss umgehend füssig gefüttert werden. |
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Der Sammelbrutableger kann am selben Stand aufgestellt werden; verliert dann aber noch einiges an Flugbienen, die zum Ausgangsvolk zurückkehren. Sein Flugloch muss eingeengt werden; ggf. sperrt man sogar komplett ein und öffnet erst am Abend nach Beendigung des Flugverkehrs damit sich die Bienen organisieren können....immerhin müssen sich zwei Völker zusammen raufen! Die aufgesetzten Honigräume werden sich schnell von Bienen leeren da die großen Brutflächen im Brutraum Pflegebienen brauchen und anziehen. Wird der Eingriff bei allen Völkern eines Standes vorgenommen, verringert das das Räubereirisiko da dann alle Völker "beschäftigt" sind. Die Rähmchen aus den verschiedenen Völkern können z.B. mit Reiszwecken markiert werden so dass man später auch nachvollziehen oder gar steuern kann, von welchem Volk nachgeschafft wird. Zudem ist das auch die Gelegenheit - sofern noch nicht geschehen - Futterkranzproben zu entnehmen. |
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Nach vier Tagen des Fütterns waren die Mittelwände umfänglich ausgebaut. Die Waben waren bestiftet. Bis etwa zwei Tage vor dem Verdeckeln ist die Sprühbehandlung nun möglich und sinnvoll. |
Zur Erfolgskontrolle kommt die Varroaschublade rein. | |
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Das Sprühen der Oxalsäure (3%ige, wässerige Lösung z.B. Oxuvar) erfolgt mit FFP3-Atemschutzmaske, Schutzbrille und säurefesten Handschuhen. Idealerweise wird leicht von unten oder schräg von der Seite gesprüht damit nicht so viel des Präparats in den offenen Winterfutterzellen landet. Wichtig ist es, alle Rähmchen von beiden Seiten zu besprühen wie auch die an den Innenwänden oder dem Deckel/der Futterzarge auflagernde Bienen. Es genügt ein "nebelfeuchter" Belag auf den Bienen. Dabei wurde bei Bedarf die Anzahl der Mittelwände verändert; manche starke Völker brauchen mehr Platz. Anschließend wurde die Fütterung weiter fortgesetzt; so etwa 6-8 kg Reserven sollte das Volk dann schon auf der Habenseite wissen. |
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Damit der Sammelbrutableger nicht aus den ältesten Larven nachschafft wurde nach 5 - 6 Tagen in die Sammelbrutableger geschaut und die ältesten, oft dann schon verdeckelten Weiselzellen zerstört. Die oft sehr kleinen "Nasen" liefern keine guten Königinnen; zum anderen soll die Brutlücke nach dem Auslaufen der Brut lang genug sein damit die Sprühbehandlung erfolgen kann. Alternativ bietet es sich dann auch an, die gesamte Bienenmasse mit einer Königin als Kunstschwarm zu vereinigen. |
Alternativ kann man auch nach 9 Tagen alle Zellen brechen und eine Zuchtleiste einhängen, in die man zuvor möglichst junge Larven (bereits in einem Tropfen Futtersaft schwimmend) aus einem nachzuchtwürdigen Volk überführt hat. Nach 24 Stunden zeigt sich die Annahme durch Ausformung eines Wachsbechers. | |
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Nach 25 Tagen ist die Brut im Sammelbrutableger ausgelaufen und das Futter weitgehend verbraucht. Nun können die Sammelbrutableger gut mit Oxalsäure behandelt werden. |
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Immer noch ist die Bienenmasse groß und die Königin verrät ihren erfolgreichen Hochzeitsflug schließlich mit dem ersten Ei! Das ist gut zu wissen denn damit wird diese Königin erstmal nicht mehr ausfliegen und ist orientiert so das sie selbst das Abfegen gut überstehen wird. Zudem ist sie nun auch reif zum Zeichnen - in den kommenden drei Wochen, in denen die Bienenmasse weiter schrumpfen wird, sind die besten Chancen, sie für das Zeichnen zu finden! |
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Nun kann sozusagen auf den letzten Drücker abgefegt werden um die alten Waben zu entfernen - das Sprühen mit Oxalsäure erfolgte vor einigen Tagen. Für das Abfegen - hier in eine neue Beute - die die neue an den alten Standort gestellt. Zargen und Deckel rechts werden die abgefegten Waben bienendicht aufnehmen und links steht der bereits geöffnete und mit Rauch bearbeitete Sammelbrutableger. |
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Nach der Rauchgabe werden die Waben gelockert damit es zügig geht. |
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Damit die meisten Bienen gleich in der neuen Kiste landen, werden dort ein paar Mittelwände entnommen; der Rest wird etwas abgedeckt damit sich die Bienen ins Dunkle zurückziehen können. |
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Die Altwaben werden gleich bienendicht versteckt! |
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Die Beute wird mit Mittelwänden aufgefüllt und umgehend wird flüssig gefüttert. |
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In den vor 25 Tagen erstellten Fluglingen schlüpft nun die erste Bienengeneration. Die Zellen in der Mitte sind auch schon wieder mit einem Ei belegt. Hier gilt es weiterhin auf das Futter zu achten; die Bienen dürfen nicht hungern! |
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Die Altwaben stapeln sich nun schnell bis an die Decke - motten- und bienendicht müssen sie bis zum Einschmelzen verwahrt werden. Das geht in Kisten, gut abgedichtenen Zargentürmen und ausgeschnitten in Eimern....oder gleich in den Sonnenwachsschmelzer! |
Mitte September wird der natürliche Varroamilbenfall getestet - am besten mit einem Varroaschieber mit ölgetränkten Küchentüchern, die für drei Tage eingeschoben werden. Er sollte unter 5 Milben pro Tag liegen - gerade bei den Sammelbrutablegern sollten hähere Fallzahlen (3 oder mehr) alarmieren und dann ist eine weitere Behandlung (z.B. Kurzzeit-Behandlung mit Ameisensäure) angeraten. Ansonsten sollte erst die Winterbehandlung wieder auf dem ToDo-Zettel stehen! |