Wissenswertes zum Honigglas
Das Honigglas ist bisher wohl unersetzbar - weder Honig aus dem Tetrapak, der Dose oder dem Plastik-Gebinde haben dem Glas erfolgreich den Kampf ansagen können. Obwohl das schwere und energetisch aufwendig produzierte Glas natürlich gerade im Versand nachteilig ist. Daher sind postfreundliche Alternativen wie die Verpackung von nearBees durchaus interessante Lösungen für den Versand von Honigen (zumindest flüssigen oder verflüssigbaren...).
In Deutschland existieren zwei traditionelle Honigglasformen in unterschiedlichen Befüllungsmengen.
Das "Einheitsglas" des Deutschen Imkerbundes ist an seinen geprägten Oberflächen auf Deckel und Glas erkennbar. Es ist ein eingetragenes Warenzeichen und darf nur von Imkern und Imkerinnen verwendet werden, die
- Mitglied im Deutschen Imkerbund sind und aktiv selber Bienenvölker halten,
- es mit Honig befüllen, der den Bedingungen des Warenzeichens entspricht (z.B. unter 18% Wassergehalt),
- eine Honigschulung absolviert haben,
- es vollständig nutzen, also inklusive des kreuzförmigen, grün-weißen Etiketts und der Deckeleinlage und diese weder verändern noch ergänzen.
Zudem kontrolliert der Deutsche Imkerbund zusätzlich zur allgemeinen Lebensmittelüberwachung die Einhaltung der Qualitätsmerkmale durch regelmäßige Probennahme und Verfolgung von Verstößen.
Wesentlicher Nachteil des Einheitsglases: Es ist deutlich teurer als das "Neutralglas". Ein Neutralglas kostet inklusive Deckel knapp 30 cent, ein Einheitsglas dagegen 43 cent (Stand: 2017). Hinzu kommt, dass die individuelle Gestaltung des Etiketts beim Einheitsglas sehr beschränkt ist.
Das "Neutralglas" ist dahingegen frei verfügbar; hier gelten nur die (auch für das Einheitsglas geltenden) gesetzlichen Regeln wie u.a. die der Verpackungs- und Kennzeichnungsverordnung, der Honigverordnung und der Gesetzgebungen zum Eich- und Messwesen. Manche füllen in beiden Glastypen ab (weil z.B. der Handel eine EAN-Nummer verlangt), andere nur in einem - traditionell ist das Einheitsglas vor allem im Süden und Westen der Republik mehr verankert als im Osten und insbesondere in der eher neuen Stadtimkerei ohne traditionelle Bindungsgefühle füllen viele in eigene Gebinde ab.
Die Rückgabe gebrauchter Honiggläser (und zwar egal welcher, denn oft wird das im Verein getauscht) sollte bei allen Imkern und Imkerinnen möglich sein denn so ein Glas ist eigentlich viel zu schade um es nach einmaliger Nutzung wieder einschmelzen zu lassen! Diesen Unfug der vielen Gurken-, Champignon- und Rotkohlgläser aus dem Discounter, die gleich bestenfalls in den Glascontainer landen, sollten weder Imker noch Verbraucher mitmachen!
Am besten ungespült und dicht verschlossen sollte das Glas zurück zur Imkerei!
Sätze wie dieser rufen oft Fragen hervor - warum denn ungespült?
Dafür sprechen drei Gründe:
1. Als Imkerin weiss ich bei einem ungewaschenen Glas eher dass es nur für Honig verwendet wurde und nicht noch zwischendurch als Gewürz-, Einmach- oder Sonstwas-Glas verwendet wurde was einer zukünftigen, erneuten Befüllung im Wege stehen würde (Honig nimmt zielsicher Gerüche an und natürlich sollten immer nur Lebensmittel im Glas gewesen sein).
2. Ein ungewaschenes Glas ist in der Regel auch nicht in der Geschirrspülmaschine gewesen und damit ist das Etikett noch gut ablösbar - die Spülmaschine verändert die Klebeschicht unvorteilhaft und man bekommt es wesentlich schwerer ab.
3. Ein ungewaschenes, leeres Glas schimmelt nicht wie das manchmal passiert, wenn es im Geschirrspüler nicht ganz sauber wird oder kleine Essensreste eingetragen werden - das schimmelt dann gerade im gleich geschlossenen, noch feuchten Glas ziemlich sicher und das Glas muss in den Glascontainer wandern. Selbst die Gärung von Honigresten ist unwahrscheinlich sofern es eben dicht geschlossen bleibt und kein Wasser eingetragen wird.
Ein ungewaschenes und gut geschlossenes Glas kann bis zu seinem Recycling unbeeinträchtigt warten - dann wird es eingeweicht, das Etikett abgekratzt und in einer sauberen Geschirrspülmaschine ohne anderes Geschirr heiss gespült und gut getrocknet. Dann ist es bereit für die nächste Runde!
Also daher ob Einheits- oder Neutralglas: Hauptsache regional - Guten Appetit!