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Vom Grasland zum Bienenland

Ausgangslage für dieses Projekt ist eine ca. 120 qm-große, besonnte Fläche in Brandenburg, die bereits über viele Jahre vornehmlich vom Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) besiedelt ist. In einer Untersuchung ( http://www.biodiversity-plants.de/downloads/JD176_Schuhmacher_Dengler_2013_Calamagrostis.pdf) wurde die Bekämpfung über mehrjährige Mahd (4x im Jahr) als erfolgreichste Massnahme geschildert.

Dies wurde seit 2014 versucht; jedoch prakisch erfolglos. Die enormen Mengen des abzufahrenden Schnittgut und der praktisch monatlich zu erfolgende Schnitt machte die Flächenpflege extrem aufwendig und unergiebig. Bis auf ein Abmagern und damit das  einhergehende Verschwinden der Löwenzahnblüte wurde die erhoffte Steigerung der Blütenbildung nicht erreicht.

Auch die Staffelmahd, mit der die wenigen Bestände an Löwenzahn, Malven, Schlüsselblumen, Akelei und Königskerzen zum Zwecke der Vermehrung geschont wurden, brachte keine Besserung des Blütenbildes. Die einst großen Bestände an Traubenhyazinthen schrumpften dramatisch.

2019 wurde daher in einer aufwendigen, zweitägigen Aktion das Fräsen und die Neuansaat vorgenommen; in der Hoffnung, dass die Pflanzengemeinschaft komplett geändert werden kann. Dies wurde bewusst Anfang September vorgenommen, damit die Saat noch Aufgehen und Rosetten bilden kann. Um diese Zeit ist die Regenverlässlichkeit höher als im Frühjahr und die Temperaturen liegen noch um die 20 Grad für die Keimung.

Das Vorgehen war wie folgt:

1. Schritt: Heruntermähen des ganzen Bestandes, Abharken und Abtransport des Schnittguts.

2. Schritt: Bergen von wertvollen Stauden wie Akelei u.a. durch Ausstechen und Umpflanzen.

3. Schritt: Fräsen mit handelsüblicher Benzinfräse, ca. 15-20 cm tief. Dabei immer wieder Beräumen der Fläche, damit die wiederholten Fräsgänge nicht nur bereits aufgewühlten Boden umgraben. Eine größere Frästiefe wäre schön gewesen aber die typischen Leihgeräte schaffen nicht mehr. Längere Regenfälle hätten dem Fräsergebnis gut getan da das Umbrechen dann wohl tiefergehend möglich gewesen wäre.

4. Schritt: Zusammenharken des Fräsguts und Glätten des Bodens. Punktuelles Aushacken noch verbliebener Grasbestände.

5. Schritt: Sieben des Fräsguts mit einem Kompostsieb damit Erde und enthaltene Blumenzwiebeln vor Ort verbleiben und Rhizome entfernt werden. Abfahren des Fräsguts. Hacken, Harken und Glätten des Bodens sowie Zurücksetzen der ausgesiebten Zwiebeln. Üblicherweise wird nun eine etwa dreiwöchige Pause empfohlen ehe die Schritte drei und vier erneut wiederholt werden. Damit kann man ev. auflaufende Saaten oder ausschlagende Wurzelstücke beseitigen ehe die eigentliche Aussaat beginnt. Dies wäre jedoch zeitlich knapp geworden da es nebst Regen auch ausreichende Temperaturen für das Keimen der Mischung braucht.

6. Schritt: Mischen der Saatgutmischung. Es wurden ca. 2-3 g/qm Saatgut verwendet. 50% der Mischung bestand aus dem "Wildbienensaum" von Rieger Hofmann, der einen niedrigen Grasanteil (10%) aufweist. Hinzu kamen Samen verschiedener Stockrosen, der Wilden Karde, des Klappertopfs als parasitischer Grasbekämpfer, sowie verschiedene Varianten von Mischungen wie dem Mössinger Balkonkasten-Mischung, Veitshöchheimer Bienenweide, Felger´s Mohnweide, "Deutschland blüht auf"-Mischung, NABU-Gartenvielfalt-Mischung und Mössinger Bienengartenmischung.

7. Schritt: Strecken der Mischung. Hierzu wurden etwa 1,6 kg Katzenstreu auf Holzstreubasis verwendet (mehr wäre auch gut gewesen). Diese wurde gut durchgemischt.

8. Schritt: Die Ansaat erfolgte aus der Hand; Danke des Streus waren die bereits besähten Flächen gut erkennbar.

9. Schritt: Das Anwalzen war zwar geplant; aufgrund des einsetzenden Nieselregens entfiel der Schritt jedoch ersatzlos. Das Anwalzen sorgt zwar für eine ebenere Flächen und besseren Verbund; hat aber auch den Nachteil, dass der Boden verdichtet wird und die Saat es etwas schwerer beim Aufgehen hat - gerade vor den erwarteten längeren, feinen Regenfällen ist es für den trockenen, lehmhaltigen Boden ganz sinnvoll, etwas luftiger zu bleiben.

10. Schritt: Geduld und Beobachten... insbesondere das Austreiben des Grases werde ich mit der Hacke im Anschlag im Auge behalten müssen.

2020: Nachdem zunächst wieder Gräser dominierten, überzogen bald der Persische Ehrenpreis, Acker-Senf und Behaartes Schaumkraut die Fläche mit einem zarten Blütenflor bis dann Ende Mai die Blütenexplosion des Klatschmohns übernahm. Nur ein einzelner Borretsch, eine Ringelblume und wenige Phacelia hatten es aus den klassischen "Bienenweide-Mischungen" bis zur Blüte geschafft. Einige Skabiosen ergänzten noch mit blauen Farben und dazwischen hatte sich ein besonderer Schatz erfolgreich nach oben gekämpft: Die Samen des Klappertopfes waren auf offenbar günstige Bedingungen getroffen und hatten überall gelbe Blütenstände gebildet. Fantastischer Start!!
Im Juni übernahm der Klatschmohn - in zahlreichen Farbschlägen und bildschön!

Bilder aus dem Projekt: Bitte auf das untenstehende Bild klicken; öffnet sich im separaten Fenster als Slideshow.

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