Nach dem fulminanten Auftakt im Dinosaurier-Saal war der kommende "Tag der Insekten" durch viele interessante Vorträge gekennzeichnet. Prof. Dave Goulson fasste in seinem Vortrag die aktuelle Dramatik zusammen: Eine Arbeit aus PNAS stellt die Biomasse aus Kescherfängen in unberührten Regenwäldern in Costa Rica aus den Jahren 1977 den Mengen aus dem Jahr 2012 gegenüber - dramatische Verluste!
Er kritisiert die Landwirtschaft mit immer größeren Feldgrößen ohne trennende Zwischenstrukturen und Monokulturen wie auch die Gartenkultur in den Städten. Unter "Gärten des Grauens" finden sich im Internet viele gruselige Beispiele aus Schotter- und Stein-bedeckte Gartenflächen mit Wurzelschutzvlies darunter damit auch ja kein Pflänzchen durchkommt.
Was viele nicht wissen: Viele Baurdnungen der Bundesländer verbieten eigentlich solche Gartengestaltungen und fordern die Begrünung. Zitat Berliner Bauordnung:
§ 8 Nicht überbaute Flächen der bebauten Grundstücke, Kinderspielplätze
(1) Die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen der bebauten Grundstücke sind
1. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und
2. zu begrünen oder zu bepflanzen,...
Doch wo kein Kläger da kein Richter...
Allerdings können auch begrünte Gärten Wüsten sein - allerdings grüne. Hier ein aktuelles Bild aus einem Neubaugebiet in Berlin-Kladow - Rasen, umrahmt von zukünftiger Hecke. Fast alle Gärten des Neubaugebietes hatten diesen Einheitsbrei gewählt - erschreckend, wie sehr der "britische Landschaftsgarten" noch in den Köpfen der Häuslebauer verankert ist! Dabei ist das die teuerste aller Gartengestaltungen wenn man Rasenmäher, Arbeitszeit und Strom mit einrechnet!
Wer es besser machen möchte - hier die Anleitung: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/wildlife-gardening/978-3-44…
Doch was können die tun, die weder Balkon noch Garten haben?
Eine Idee: Bienenstrom! Unter https://bienenstrom.de kann man Kunde für diesen Strom der Stadtwerke Nürtingen GmbH werden, der aus bienenfreundlich bepflanzten Feldern anstatt aus Maiswüsten kommt. Im Vortrag hiess es, man habe sehr viel Nachfrage von Bauern, die ihre Felder in das Projekt einbringen und damit vom Mais weg wollen....also eine geniale Idee, die man aktuell auch zum UN-Dekade-Projekt für "biologische Vielfalt" wählen kann!
Wer keinen eigenen Garten hat, kann vielleicht öffentliche Grünflächen bienenfreundlicher gestalten - der Verein "Flower 4 Bees", der von Mitarbeitern von Blume 2000 gegründet wurde, hat sich zum Ziel gemacht, im Rahmen des Projektes "Deutschland blüht auf" 1.000.000 m² Blumenwiese zu fördern und schickt Saatgut - auch in größeren Mengen: http://www.flowers4bees.org.
Blumenwiesen-Saatgut habe ich inzwischen genug aber manches wollte bisher leider nicht im Wild(e)-Bienen-Garten Fuss fassen - daher habe ich mich sehr über dieses Frühjahrspräsentpaket gefreut: Ein Päckchen voller Jungpflänzchen der Wilden Karde. Dieses freundliche Angebot einer Zuhörerin meines Vortrages in Oberlichtenau hatte ich gerne angenommen und hoffe, die Pflänzchen werden nun gut Fuss fassen und viele Kinderchen bekommen!
Kann es gar nicht erwarten, endlich wieder in den Garten zu kommen... habe so viel Lust auf Buddeln, Bohren, Schaffen... ein inspirierender Tag der Insekten war das...für viele Tage der Insekten...